Dieses Interview erschien in der Zeitschrift »Werbemonitor« (WKO), Ausgabe 02/2024. Hier finden Sie die ungekürzte Version
- Wie beeinflussen die KI-Tools deine kreativen Prozesse und die Entwicklung von Kundinnen- und Kundenaufträgen?
- Welche spezifischen KI-Tools haben sich als besonders wichtig für deine Arbeit herausgestellt?
- Welche Herausforderungen bei der KI-Integration sind aufgetreten und wie gehst du damit um?
- Welche Fähigkeiten musstest du dir aneignen, um mit den KI-Tools umzugehen?
- Welche Tipps hast du?
- Wie siehst du die Rolle der KI in Zukunft und welche Trends erwartest du?
1. Wie beeinflussen die KI-Tools deine kreativen Prozesse und die Entwicklung von Kundinnen- und Kundenaufträgen?
KI-Tools setze ich gerne und häufig ein. Sie können dabei helfen Kundenwünsche und -ideen flott zu visualisieren. Auch in der Ausarbeitung können smarte Tools sehr hilfreich sein. KI unterstützt so also den grafischen Prozess.
Beim Briefing, der Konzeptarbeit und der strategischen Arbeit setze ich künstliche Intelligenz noch sehr wenig ein. Überlegungen zu Positionierung der Marke zum Beispiel, oder der Definition, welche Menschen mit welcher Werbebotschaft angesprochen werden sollen, kläre ich gerne direkt mit meinen Kundinnen und Kunden.
In der Bildbearbeitung haben die neuen KI-Funktionen enorme Verbesserungen gebracht. Das spart Zeit und somit Geld – was auch die Kundinnen und Kunden freut. Der Arbeitsprozess hat sich also beschleunigt, KI ersetzt aber nicht die Expertise einer erfahrenen Bildbearbeiterin. Das Wissen und die Erfahrung, wie Bilder bearbeitet werden müssen, um im Druck hochwertig und strahlend auszusehen, sind aktuell durch keine KI reproduzierbar. In manchen Medienhäusern werden für die Bildbearbeitung bereits Algorithmen eingesetzt, allerdings sind die Ergebnisse nicht verlässlich und müssen kontrolliert und manuell korrigiert werden.
2. Welche spezifischen KI-Tools haben sich als besonders wichtig für deine Arbeit herausgestellt?
Als Grafikerin profitiere ich besonders von der Integration in den Adobe-Programmen. In Illustrator können per Prompt-Eingabe Vektorgrafiken generiert werden. Diese sind zwar noch sehr ungenau und meistens auch fehlerhaft, aber sie können eine gute Basis bilden. Der große Vorteil dabei ist das hohe Tempo im Erstellen unterschiedlicher grafischer Stile. Das kann eine Richtungsentscheidung in der Kommunikation mit dem Kunden – also den grafischen Prozess – deutlich vereinfachen. Die Ausarbeitung ist dann allerdings digitale Handarbeit.
In der Bildbearbeitung profitiere ich (und somit auch meine Kund:innen) sehr von den genialen KI-Integrationen in Photoshop. Das „generative Erweitern“ zum Beispiel, setze ich sehr häufig ein. Ist ein Bild für das gewünschte Layout nicht breit oder hoch genug, können damit Bildteile ergänzt werden. Diese Funktion ist bereits sehr ausgereift. Bildaufbauten, die früher 20 oder 30 Minuten gedauert haben, sind nun in 20 bis 30 Sekunden erledigt. Weiters ist das Generieren von Bildteilen innerhalb eines Fotos recht praktisch. Allerdings versucht Photoshop den künstlich erzeugten Bereich an den angrenzenden anzupassen und erstellt so Übergänge, die bei echten Fotos problematisch sein können. Ich habe zum Beispiel bei einem Gebäude statt Erde einen Rasen erstellen lassen. Hier musste ich aber sehr viel manuell nacharbeiten, um ein gutes Ergebnis zu erhalten. Die KI ergänzte z. B. Sockel oder andere Gebäudeteile, die zwar plausibel waren, aber einfach nicht der Realität entsprachen. Spielenden Kinder, die ich mittels KI in den Rasen einsetzte, waren nur nach meiner Nachbearbeitung ok. Hier zeigen sich die aktuellen Schwächen der KI-Tools. Bei der Darstellung von Menschen kommt es oft zu Fehlern. Gliedmaßen sind stark verdreht oder einfach falsch dargestellt – häufig bei den Händen und Fingern. Ich gehe davon aus, dass an der Korrektur solcher Falschdarstellungen bereits gearbeitet wird. Trotz dieser aktuellen Mängel hat KI die Bearbeitungszeit für diese Fotomontage auf ein Drittel gesenkt.
3. Welche Herausforderungen bei der KI-Integration sind aufgetreten und wie gehst du damit um?
Anfangs war ich durch die rechtlich schwierige Situation etwas skeptisch. Ich habe Dall-E und Midjourney zwar ausprobiert, aber wenig damit gearbeitet, weil ich Ergebnisse daraus nicht für meinen Arbeitsprozess verwenden konnte. Die Integration der KI in den Adobe-Programmen hat dann eine große Wende in Punkto Rechtssicherheit gebracht. Einige der Tools überzeugen. Sie erleichtern den Arbeitsalltag sehr.
KI im größeren Zusammenhang mit all den Auswirkungen auf unsere Gesellschaft macht mir schon Kopfzerbrechen. Die Beeinflussung von Menschenmassen und die daraus entstehenden Gefahren für unsere Demokratie sind augenscheinlich. Diese Probleme zu lösen, muss aber auf anderen Ebenen geschehen.
4. Welche Fähigkeiten musstest du dir aneignen, um mit den KI-Tools umzugehen?
Um mit KI-Tools zu arbeiten, bedarf es verschiedener Fähigkeiten. Das Wichtigste ist die Bereitschaft, sich damit auseinanderzusetzen. Es gibt sehr viel Information dazu online und Anleitungsvideos. Adobe hat zudem die Tools recht intuitiv eingebunden.
5. Welche Tipps hast du?
„Nicht ängstlich sein und sich mit dem Thema beschäftigen“, wäre mein wichtigster Tipp. Je nach Berufsfeld gibt es in den jeweils häufig genutzten Programmen bereits KI-Tools. Für die Werbebranche bietet Adobe einige spannende Anwendungsmöglichkeiten. Wenn man bereits damit arbeitet, ist also der Schritt auch die KI-Funktionen auszuprobieren nicht allzu groß. Weiters wäre es sinnvoll zu überlegen, wie diese Tools in Kund:innenprojekten effizient eingesetzt werden können.
6. Wie siehst du die Rolle der KI in Zukunft und welche Trends erwartest du?
KI ist nicht mehr wegzudenken und hat in extrem kurzer Zeit sehr viel verändert. Ich gehe davon aus, dass die Weiterentwicklung in hohem Tempo voranschreiten wird. Außerdem erwarte ich, dass die Anwendungsbereiche von KI immer breiter werden und sie so immer mehr Teil unseres Alltags werden.
Fazit
KI ist gekommen um zu bleiben. Wenn man sie clever einsetzt kann sie Arbeitszeit verkürzen und somit Kosten für den Kunden / die Kundin sparen.
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