Vorteile und Nachteile der Darstellung auf dem Bildschirm oder auf Papier
Design ist ein Transportmittel für Informationen, Schrift ein natürlicher Bestandteil davon. Nun ist es aber so, dass wir Text auf unterschiedlichen Medien auf verschiedene Weise lesen und aufnehmen. Eine norwegische Studie (Mangen 2013)* stellte fest, dass Geschriebenes auf Bildschirmen weniger gut verarbeitet wird. Das Tiefenverständnis und die Erinnerung leiden beim Lesen auf Bildschirmen im Vergleich zu gedrucktem Text.
Dieses interessante Phänomen ist auf ein verändertes Leseverhalten zurückzuführen. Auf Computer, Tablet und Handy „scannen“ wir mit den Augen Texte auf relevante Informationen und überfliegen ganze Passagen. Weiteres ist man auf diesen Medien gewohnt schnell von Website zu Website bzw. Post zu Post zu springen.
Vorteile?
Der große Vorteil von Gedrucktem ist das Trägermaterial – meist Papier. Es bietet zusätzliche sensorische, taktile und räumliche Informationen. Zwar wird die Grammatur, die Beschichtung, der Geruch und vieles mehr nicht bewusst wahrgenommen, aber diese Reize sind dennoch vorhanden und beeinflussen die Verarbeitung der auf dem Papier vorhandenen Informationen positiv. In einem gedruckten Werk können wir ferner den Inhalt einer Seite gut überblicken sowie uns durch das Blättern orientieren.
Darüber hinaus konnten Anne Mangen, David Miall und Don Kuiken* feststellen, dass Papier auch unsere Emotionen stärker aktiviert. Die bessere Aufnahme von gedrucktem Text intensiviert Empfindungen, die im Geschriebenen transportiert werden.
Alles digital?
Durch die voranschreitende Digitalisierung wird immer weniger gedruckt und immer mehr Inhalt rein über Bildschirme transportiert. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: digitale Unterlagen sind veränderbar (z.B. Power Point), keine Drucktermine, kein Nachdenken über den Print-Prozess, keine professionellen Druckunterlagen usw.
Mit dem Wissen über die unterschiedliche Wahrnehmung fällt die Entscheidung darüber, was ausgedruckt werden soll und was rein digital kommuniziert wird, etwas leichter. Darüber hinaus ist es aber wichtig zu verstehen, worin sich die Gestaltung für Bildschirme und für Druck unterscheidet um die Vorteile des jeweiligen Mediums nutzen zu können.
Unterschiede in der Gestaltung
Schon allein die Tatsache, dass wir Texte auf den unterschiedlichen Medien anders wahr- und aufnehmen, legt nahe, dass die Gestaltung von Präsentationen auf Bildschirmen im Vergleich zu gedruckten Unterlagen anders sein muss.
Typografie
Im Bereich der Typografie existieren große Unterschiede. Es gibt zum Beispiel Schriftarten, die speziell für Bildschirme bzw. für den Druck entwickelt wurden. Wichtig zu beachten ist die Schriftgröße: Sie sollte je nach Medium anders gestaltet sein. Wer hat nicht schon mal eine Power-Point-Präsentation ausgedruckt und dann festgestellt, dass die Schriftgröße, die für den Bildschirm optimal schien, ausgedruckt viel zu groß war? Gute Leserlichkeit entsteht erst durch das Zusammenspiel von geeigneter Schrift, makro- und mikrotypografischem Wissen.
Format
Auch das Format ist ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal. Hier gibt es einiges zu beachten: Klassische Bildschirmpräsentationen (Power Point) sind im Querformat gehalten (meistens 16:9). Für gedruckte Unterlagen sind andere Formate gebräuchlich wie z.B. 21×28 cm für Magazine/Broschüren oder 10×21 cm für klassische Folder. Im Idealfall werden Folder, die für Print konzipiert wurden, angepasst sobald sie auch per E-Mail versendet oder als Download zur Verfügung gestellt werden sollen.
Ein PDF im Hochformat (z.B. A4) ist für Desktop/Laptop mäßig geeignet, auf dem Tablet etwas besser, ungeeignet aber für Handys, da die Schrift meistens nicht ohne zoomen leserlich ist.
Fazit
Bildschirm und Druck unterscheiden sich deutlich und grundlegend. Im Wissen um die Vor- und Nachteile gelten jeweils eigene Gestaltungsregeln, die die Informationsaufnahme optimieren.
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*) Quellen:
Anne Mangen et.al: Reading linear texts on paper versus computer screen: Effects on reading comprehension, International Journal of Educational Research, Volume 58, 2013, Pages 61–68
Christensen, Arnfinn: “Paper beats computer screens”, 13. März 2013, https://sciencenorway.no/computer-forskningno-norway/paper-beats-computer-screens/1383692